Schreiben nach Musik
Die Hochzeit
Langsam schreitet die Braut, der in diesem Augenblick jede Aufmerksamkeit gilt, auf den Altar zu. Zu ihrer Rechten befindet sich ihr Vater, der sie mit Tränen in den Augen durch den Mittelgang der Kirche führt. Das weiße, mit Blüten verzierte Kleid lässt sie aussehen wie ein Engel. Die blonden Haare hatte ihre Schwester vor einer Stunde noch gelockt, weiße Perlen hinein gesteckt und mit ausreichend Haarspray besprüht. So aufgeregt wie an diesem Tag war sie noch nie gewesen, doch als sie nun fast am Altar angekommen war und ihre Mutter sie aufmunternd anlächelt, atmet die Braut tief durch und geht schließlich auf den Mann am reichlich geschmückten Altar zu, der ihr biss zu diesem Moment noch den Rücken zugekehrt hatte. Sie betrachtet seine breiten Schultern, das braune, ihm in die Stirn hängende Haar, die für eine Kirche doch sehr ungewöhnliche Lederjacke und die olivgrünen Sneaker, von denen er sich einfach nicht trennen konnte. Der Kontrast zwischen der wunderschön gekleideten Frau und dem von ihrer Mutter so betitelten „Rabauken“, war für die Hochzeitsgäste geradezu skandalös. Das Lächeln der Frau lässt den Mann ebenso lächeln. Er nimmt ihre Hände in seine und schaut ihr tief in die grünen Augen, die ihm mittlerweile so bekannt sind, wie sein Zuhause. Eine ihm bekannte Melodie unterbricht seine Gedanken jedoch wenige Sekunden später. Als er der Braut vor einigen Monaten den Heiratsantrag gemacht hatte, hatten beide sich darauf geeinigt, keine Klischeehochzeit zu wollen, weswegen jetzt das Lied „I took a pill in Ibiza“ aus den Lautsprechern dröhnt, was die Hochzeitsgäste dramatisch aufstöhnen lässt. Der Priester, gerade hatte er sich noch die Hände gewaschen, betritt nun auch die Kirche, gefolgt von in weiße Gewänder gekleideten Messdienern. „Nun, da Sie beide sich ein ungewöhnliches Ja-Wort gewünscht haben, spielen wir jetzt das Lied „Everybody“ und wenn Sie beide den Bund der Ehe eingehen wollen, singen Sie bitte jedes der im Liedtext vorkommenden „yeahs“ mit.“
Die Beerdigung
Es regnete, der Himmel war grau und trist. Langsam liefen sie in ihren schwarzen Kutten die lange grade Straße entlang. Die große Kiste lag schwer auf ihren breiten Schultern und der rest des Marschs' lief getrübt hinter ihnen her bis zu dem tiefen dunklen Loch, um den Kasten samt seines Inhalt in seine dunkle, feuchte, letzte Stätte hinabzulassen. Die Stimmung war gedrückt viele weinten andere waren ganz gefasst doch eines hatten sie gemeinsam, der kalte nasse Regen plätscherte gnadenlos auf sie herab, durchnässte ihre Kleidung und machte den sowiso schon schrecklichen Tag auch nicht erträglicher. Doch als diese unerträglich anzusehende längliche schwere Kiste letzten endes dann in ihr letztes Zuhause hinabgesenkt wurde, fing der Himmel an aufzuklaren und ein paar sanfte Sonnenstrahlen kämpften sich ihren Weg durch die scheinbar unendliche Wolkendecke, es war sogar ein leichter Regenbogen zu erkennen. Die Menschen in den schwarzen Kutten schienen fast nicht mehr in diese Situation hinein zu passen und doch erleichtert sie es etwas, zu wissen, dass selbst die schlimmsten Regentage irgendwann wieder sonnig werden. Und dennoch bewegten sich alle betrübt wieder zu ihren Autos, einen Beerdigungs Kaffee würde es nicht geben, das hatte er nicht gewollt. Genervt aber doch traurig schob die junge Frau auf dem Rücksitz sich ihre Kopfhörer in die Ohren und drückte auf ‚Wiedergabe‘ und diese schreckliche Musik dröhnte in ihre Ohren und schien sie doch etwas von ihrem Leid abzulenken, als das Auto sich in Bewegung versetzte. Doch nach dem ersten Lied kam einer dieser schrecklich¬en Liebessongs welcher ihr den Rest gab jetzt konnte auch sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten, ja "there will always be a Space in my Heart' das traf es ganz gut. Sie hatte grade die Liebe ihres Lebens beerdigen müssen, wie soll sie bloß weiter leben dachte sie sich Während sich das Auto immer weiter von ihrem Heimatort entfernte, weiter richtung Stadt, weg von ihm, für immer. Als sie am Abend endlich Zuhause ankam, in ihrem gemeinsamen Zuhause, ertrug sie es nicht und beschloss noch an diesem Abend sich richtig volllaufen zu lassen, ja das sollte man nicht tun, aus Kummer trinken, aber sie musste aus dieser Wohnung raus. Raus aus der Wohnung wo alles nach ihm roch und sie alles an ihn erinnerte also schälte sie sich aus diesem schreckl¬ichen Kleid heraus direkt in das nächste hinein und machte sich auf den Weg zum nächsten Club. Eine Zeit lang war alles gut sie ließ sich von der Musik leiten, bis dieser eine Song kam und sie ihre Tränen ein weiteres mal nicht zurückhalten konnte. Sie stürmte in das Badezimmer und klatschte sich eine ordentliche Ladung Wasser in ihr Gesicht doch als sie nach den altbekannten Papierhandtüchern greifen wollte waren keine mehr da, also war der Partyabend für sie wohl vorbei. Sie stürmte förmlich aus dem Club und im Hintergrund liefen die Backstreet Boys, was das ganze auch nicht besser machte sie hatte diese Typen schon immer verabscheut. Sie beschloss ein Taxi zu rufen um nachhause zu fahren und als das besagte Taxi dann nach gefühlten Stunden endlich kam und sie zu dem indisch aussehenden Fahrer ins Auto stieg,Und dennoch bewegten sich alle betrübt wieder zu ihren Autos, einen Beerdigungs Kaffee würde es nicht geben, das hatte er nicht gewollt.