Hinter den Worten

Schreiben nach Riechen

Das Dufterlebnis

Ein weiterer langer Schultag ist vorüber. Ich habe die acht langen Stunden voller lesen, schreiben, rechnen und analysieren überstanden. Das wilde Durcheinander reden der Schüler ist ganz schön anstrengend für meine Ohren. Damit ich nicht so lange in der eisernen Kälte am Busbahnhof stehen muss, entscheide ich mich dafür gemütlich durch die schon weihnachtlich geschmückte Stadt zu schlendern. Ich schlage meinen dicken Schal einige Male um meinen Hals und setze meine warme Mütze auf, bevor ich mich auf den Weg in die menschenüberfüllte Stadt mache. Meine Fußstapfen werden im Schnee immer tiefer und tiefer, die Schneeflocken tanzen wild um mich herum und allmählich verwandle ich mich zu einem Schneemann. In der Stadt angekommen bleibe ich erstmal stehen und gucke mit einem Tunnelblick durch die Gasse, in der einer der schönsten Weihnachtsmärkte der Stadt aufgebaut ist. Bunte Lichter, strahlende Menschen und wundervolle Gerüche treffen meine Sinne. Als ich nach diesem Moment der Ruhe meinen Weg weiter die Gasse hinuntergehe, habe ich das Gefühl geborgen zu sein. Ich schlendere durch das Lichtermeer der vielen Stände, bis ich bemerke, dass die Verkäufer mich meinen, wenn sie fragen, ob ich etwas kaufen möchte. Ich überlege einen kurzen Moment, doch dieser Geruch leitet mich, aromatisch-würzig. Als ich vor dem Büdchen stehe, zu dem mich dieser Geruch geleitet hat erkenne ich dieses kleine, eingerollte, so unglaublich gut riechende kleine Gebäck. Es sind Zimtschnecken. Ich lege der kleinen, älteren Dame den grau-bläulichen 5€ Schein auf die Ablage, nehme meine 5 Zimtschnecken und lege sie sicher auf meine Schulbücher in meinen Rucksack und gehe weiter meinen Weg durch die mit Weihnachtsbeleuchtung beleuchtete Gasse. Von Weitem sehe ich ein Geschäft mit schön geschmücktem Schaufenster. Als ich näherkomme, erkenne ich es, Geschenke und bunte Kugeln zieren es. Die Menschen, die ein und aus gehen, sehe ich wie in einem Zeitraffer vor meinen Augen. Schneller als ich gucken kann, stehe ich mitten in diesem Laden, welcher einer Farb- und Geruchsexplosion ähnelt. Ich nehme fruchtig, frech, aromatisch, würzig und scharf riechende Gerüche wahr. Doch dieser eine Geruch zieht mich zu sich hin, aromatisch-würzig, süß-karamellisiert. Ich bleibe vor einer Badekugel in Rentierform und der dazu passenden rotbraunen Kerze stehen. Bevor ich auf das Etikett mit der Geruchsrichtung schaue, schließe ich meine Augen und nehme den Geruch nochmal intensiv war. Als ich meine Augen wieder öffne, gucke ich auf das Etikett und sehe in schöner Schrift das Wort „Bratapfel-Zimt“. Nachdem ich an der Kasse bezahlt habe, gehe ich wieder in die eisige Kälte. Auf meinem Weg zurück zum Busbahnhof, schaue ich noch ein letztes Mal zurück und lasse mich von den Lichtern und Buden inspirieren. Zuhause angekommen lasse ich mir eine heiße Badewanne ein. Sie dampft, als ich die Rentierbadekugel hineinfallen lasse. Es fängt direkt an zu sprudeln und ein Spektakel von Farben in Rot- und Brauntönen erfüllt meine Badewanne. Ich zünde meine Kerze an, rieche den Zimt Duft und fühle mich direkt auf den Weihnachtsmarkt zurückversetzt. Mit den Zimtschnecken auf einem Teller lege ich mich in die Badewanne und genieße den Moment, geprägt von Zimtdüften und freue ich mich tiefenentspannt auf die bevorstehenden Ferien.

Kaffeemaschine in einer Großfamilie

In einem kleinen Dorf nicht weit von hier oder warte vielleicht doch… Wer weiß schon wo der Leser gerade sitzt, lebte vor vielen Jahren ein Ehepaar mit ihren neun Kindern ein einem großen Haus. In diesem Haus wurde gelacht, gelesen, gelebt, geliebt, gebetet. Im Garten liefen Hühner und junge Katzen rollten sich auf dem Sofa im Wohnzimmer. Jeder war Ihnen willkommen und ein jeder, der ihr Haus betrat, wurde von einem intensiven Kaffeearoma in Empfang genommen, dass sich im gesamten Haus verteilte und kam jemand zu ihnen herein, sah man in die Küche. Hier stand eine Kaffeemaschine und lief rund um die Uhr. Alles war erfüllt von einer Wärme und Harmonie, durch die man sich sofort zuhause fühlten, alles begleitet von der warmen Würze des Kaffees. An einem Tisch am Fenster sahs der Vater dieser großen Familie, eine Kaffeetasse vor sich und seine Gedanken entweder in ein Gespräch mit seiner Frau, der Tageszeitung oder in eins der vielen Bücher vertieft, die sich über die Zeit angesammelt hatten. Draußen schien die Sonne und Vogelgesang drang zum offenen Fenster herein. Hier schien die Welt noch in Ordnung. Im Garten hörten man Kinder lachen. Diese Kinder! Wussten sie wie glücklich sie sein konnten in diesem Kaffeeduft aufwachsen zu können? Es war nicht immer alles friedlich. Auch hier gab es Streit, doch eine Grundharmonie erfüllte dieses Leben und alles war von dem intensiven Geruch begleitet. Jeder Streit, alles Glück, jedes Weihnachtsfest, kurz jeder Tag. Die Kinder wurden größer und langsam erwachsen, die Kaffeemaschine hatte große Mühe den Bedarf an Kaffee zu decken. Die Töchter brachten zum ersten Mal ihren Freund mit und die Söhne ihre Freundin. Alle wurden in der Familie aufgenommen, der Kaffeekonsum wurde höher, bis der älteste Sohn auszog und nach und nach auch seine Geschwister. Doch egal, wohin sie gingen, was ihnen durch ihre Eltern mitgegeben wurde, behielten sie im Herzen. Die Werte, die Liebe und die Lebenseinstellung. In jeder Wohnung und in jedem Haus, in das sich die Familie zerstreut hatte, liefen die Kaffeemaschinen. Viel zu früh starb die Mutter der Kinder. Ein schwerer Schlag für die Familie und vor allem für den Vater, der mit ihr den wichtigsten Menschen in seinem Leben verlor. Er starb erst 15 Jahre später und bis dahin kamen seine Kinder und ihre Familien jeden Sonntag zum Kaffeetrinken. Heute lebt die Familie nicht weit voneinander entfernt und hat sich weiter vergrößert. Zu jeder Familienfeier läuft die Kaffeemaschine auf Hochtouren und sogar die 3-jährige Enkelin klaut heimlich aus Mamas Kaffeetasse und das ganze Haus ist erfüllt von diesem warmen, würzigen Duft.